SPD Regensburg

Regensburg als Knotenpunkt im europäischen Verkehrsnetz

Veröffentlicht am 26.10.2010 in Europa

„Regensburg wird in Zukunft im europäischen Verkehrsnetz eine noch größere Rolle spielen“, das teilte der SPD-Europaabgeordnete Ismail Ertug den Regensburger Genossinnen und Genossen bei seinem Besuch in der Donaustadt mit.

Der 34-jährige Amberger ist seit dem Jahr 2008 Mitglied im Europäischen Parlament und sitzt dort in den Ausschüssen für Verkehr und Fremdenverkehr sowie Landwirtschaft und ländliche Entwicklung. Eingeladen hatten ihn die SPD-Ortsvereine Kumpfmühl/Königswiesen/Ziegetsdorf, Äußerer Westen und Konradsiedlung.
Seine Prognose stützt Ertug auf die im Juli vom Europäischen Parlament verabschiedete Verkehrsstrategie. Sie sieht vor, Europas Verkehrssysteme so CO2-neutral wie möglich zu gestalten. „25 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes in der EU lassen sich auf den Verkehr zurückführen. Deshalb gilt es den Eisenbahnverkehr und die Schifffahrt als äußerst sichere und umweltfreundliche Verkehrsmittel zu fördern. Und hier kommt Regensburg, das nicht nur gut ans europäische Straßennetz, sondern eben auch an den Schienenverkehr und die Schifffahrt angebunden ist, eine wichtige Rolle zu", erklärte Ertug. Gerade der Regensburger Hafen, der einen jährlichen Güterumschlag von sieben Millionen Tonnen hat, wird in Zukunft noch mehr gefordert sein und ist damit ein nicht unerheblicher Wirtschaftsfaktor für die Region. Schon heute bieten die am Hafen angesiedelten Unternehmen 2.000 Menschen einen Arbeitsplatz.
Er sieht sich außerdem durch einen Erlass des Europäischen Parlaments vom Juni dieses Jahres in seiner Einschätzung der Rolle im Verkehr, die Regensburg zukünftig zukommt, bestätigt. Dort wurde eine Verordnung erlassen, die neun Gütervorrang-Korridore in Europa vorsieht. „Drei davon verlaufen in Deutschland. Die Nord-Süd-Achse könnte über Regensburg führen. Das erklärt auch die plötzliche Bereitschaft der Deutschen Bahn, der Elektrifizierung der Strecke Hof-Regensburg eine größere Priorität einzuräumen“ sagte Ertug.
Einen Wehmutstropfen hatte der Verkehrspolitiker für die zahlreich erschienen Gäste dennoch: Der verstärkte Ausbau des Güterverkehrs in Nord-Süd-Richtung hat für den Personennahverkehr keine Bedeutung. „Ich weiß, wie wichtig es für die Regensburgerinnen und Regensburger wäre, auch beim Personenverkehr wieder besser ans Netz angebunden zu sein, leider ist der von dieser Verordnung nicht betroffen“, so der Europaabgeordnete. Dennoch verteidigt er den Beschluss des Europäischen Parlaments: „Wir brauchen einfach ein nachhaltiges und effizientes Logistik- und Güterverkehrssystem, das nicht nur zur Verbesserung der Wirtschaft und der Sicherheit führt, sondern auch den Zielen der EU in den Bereichen Klimawandel und Energieeinsparungen gerecht wird.“
Zur Wirtschaftlichkeit gehört für Ertug auch ein einheitliches Schienenverkehrssystem. „Es ist beinah schon ein Witz: Wir wachsen in Europa immer mehr zusammen, haben eine gemeinsame Währung, ein gemeinsames Parlament, seit Lissabon auch einen gemeinsamen Vertrag – aber ein ordentlich funktionierender Binnenmarkt im Verkehrsbereich existiert immer noch nicht. Die unterschiedlichen nationalen Schienenverkehrssysteme sind noch nicht miteinander vereinbar. Beispielsweise kann ein Zug aus Deutschland nicht problemlos nach Spanien fahren, ohne zuvor an der Grenze die Lokomotive auswechseln zu müssen. Das führt im Güter- wie im Personenverkehr zu erheblichen Verzögerungen und ist damit keineswegs wirtschaftlich.“
Dr. Thomas Burger, Stadtrat und Vorsitzender des einladenden SPD-Ortsvereins Kumpfmühl/Königswiesen/Ziegetsdorf betonte ergänzend die Notwendigkeit in der Zukunft, die verschiedenen Verkehrsmittel intelligent zu verbinden: "Wir benötigen einen Verkehrsmix ähnlich zum Energiemix. Ziel muss es beispielsweise sein, nicht nur mit dem Auto wie heute eine Route von A nach B planen, sondern die Navigation auch unter Berücksichtigung vorhandener Tankpunkte, anderer Verkehrsmittel sowie insbesondere dem ÖPNV darzustellen." Auf diese Weise könne man auch mit beschränkten Reichweiten von Elektrofahrzeugen deutlich besser umgehen, ist sich Dr. Burger sicher und dankte Ertug zudem für den interessanten und kompetenten Vortrag: „Für die meisten Menschen scheint Europa und Europäische Parlament weit weg, aber der Abend hat wieder deutlich gemacht, wie direkt wir doch von den Entscheidungen in Brüssel und Straßburg betroffen sind“.